OKR | Objectives and Key Results
Und warum sie nichts Neues sind

Melanie Kohl

Melanie Kohl

Coach | Consultant | CEO

OKR sollen DIE Wunderwaffe moderner Führungskräfte sein. Aber was hat es damit auf sich?

Was sind OKR?

OKR ist die Abkürzung für Objectives and Key Results – also Ziele und SchlüsselErgebnisse – und bezeichnet ein Management-System zur zielgerichteten und modernen Mitarbeiterführung. So heißt es.

Die Unternehmensziele werden nicht mehr nur jährlich definiert, sondern im 3-Monats-Zyklus neu formuliert und geprüft.

Aus meiner Sicht sollte diese Arbeitsweise – zumindest inhaltlich – in jedem Unternehmen eine Selbstverständlichkeit sein. Wenn das Ziel des Einzelnen nicht auf das Ziel des Ganzen einzahlt und die einzelnen Abteilungsziele nicht Hand in Hand ineinandergreifen – können wir das dann als zielführend bezeichnen? Nun gut… Widmen wir uns einfach einmal dieser „neuen“ Management-Systematik OKR.

Wie führt man durch OKR?

Eigentlich ganz einfach – alle drei Monate (oder in selbst definierten Abständen) werden die OKR zuerst übergeordnet auf Unternehmensebene neu formuliert, damit anschließend die einzelnen Unternehmensbereiche, Abteilungen und Teams daraus ihre OKR ableiten können.

Die Objectives und Key Results sollen dabei objektiv feststellbar bzw. messbar sein und vom ganzen Unternehmen eingesehen werden können.
Es gibt also eine Matrix, in der jeder nachvollziehen kann, was in welcher Abteilung gerade geschieht.

Objectives sind hierbei die qualitativen Ziele – Wo wollen wir hin? Was wollen wir erreichen?

Key Results sind die quantitative Komponente – Was muss ich tun, um diese Ziele zu erreichen und wie lässt sich dies messen? Eben die SchlüsselErgebnisse, die zur Erreichung des Ziels beitragen.

Das Objective gilt laut Definition dann erreicht, wenn alle zugeordneten Key Results erreicht sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies natürlich, dass bereits bei der Formulierung der OKR bedacht wird, welche Schlüsselfaktoren notwendig sind, um das angestrebte Ziel zu erreichen. Logisch.

Die einzelnen Komponenten sollten natürlich immer möglichst smart formuliert sein, um sie für jeden Mitarbeiter greifbar zu machen (specific, measurable, achievable, reasonable, time-bound = zu Deutsch: spezifisch, messbar, erreichbar, angemessen/realistisch, terminiert). Ebenso ist eine griffige Unternehmensvision ein wesentlicher Faktor für die erfolgreiche Ausrichtung der unternehmerischen Tätigkeiten.

Der OKR- Kreislauf sieht folgendermaßen aus

Aus der langfristigen Strategie werden die mittelfristigen Moals (Mid-term-goals) abgeleitet. Anschließend werden die dafür notwendigen Zwischenziele operativ i.d.R. im Quartalszyklus in den sogenannten OKR (Objectives & Key Results) in den Teams geplant und agil implementiert.

OKR Kreislauf

Jedes Objective (Ziel) wird durch max. 5 Key Results (SchlüsselErgebnisse) definiert. Die Fortschritte und Hindernisse werden in wöchentlichen 15-Minute-Meetings besprochen und die Performance ausgerichtet.

Im Review werden alle Ziele und Zielerreichungen im Team durchgesprochen. In der Retrospektive geht es dann um die systematische Optimierung der Folgeprozesse nach dem Prinzip „lessons learned“. Und schon geht es mit neuen Erkenntnissen wieder von vorne los.

Wofür brauchen wir OKR?

Brauchen tun wir im Grunde lediglich die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit an gemeinsamen Unternehmenszielen, sowie die Transparenz und Kommunikation im ganzen System.
Dabei helfen OKR natürlich ungemein, da sie einen strukturierten Rahmen – quasi ein Gerüst – für diese grundlegende gemeinsame Arbeitsweise bieten.

OKR fördern:

  • Transparenz
  • Kommunikation
  • einen strukturierten Zielvereinbarungsprozess
  • Prozesskontrolle sowie
  • die agile Ausrichtung

Vor allem schaffen sie eine Menge Klarheit für alle Beteiligten und steigern etwas die Dynamik in der ganzen Belegschaft. Der kontinuierliche Austausch und die Sichtbarkeit der Zielsetzungen erleichtern die Zusammenarbeit sowie die rechtzeitige Diagnostik von Zielkonflikten und deren Prävention.

Was bei der Arbeit mit OKR´s zu berücksichtigen ist:

  • die Arbeit mit OKR und die damit verbundene Kommunikation will geübt sein, um wirklich mehr Effizienz ins Handeln zu bringen
  • nicht das Modell oder die Dokumentation, sondern die Umsetzung ist das Entscheidende! Hier geht es nicht um Perfektion im Abbilden des Modells, sondern um das Schaffen eines Rahmens, der ein reibungsloses, dynamisches Arbeiten ermöglicht. Immer dran denken 😉
  • Take Your Time!
    Ziele sollen wie gesagt realistisch sein und die OKR Systematik soll die Dynamik und Kommunikation fördern, jedoch weder zu Über- noch zu Unterforderung führen. Vor allem aber nicht zu wildem Aktionismus.
  • Auch PlateauPhasen sollten immer mit eingeplant werden, um eine solide Basis für weiteres Wachstum zu ermöglichen!
  • Viel hilft viel ist hier definitiv nicht das Motto! Sondern eher Weniger ist Mehr – Die Ziele sollten überschaubar bleiben und den Weg weisen, nicht verwirren und für Chaos sorgen.
  • werden OKR als Kontrollinstrument missbraucht, kippt die Stimmung und bringt Unruhe und Frust ins Unternehmen – und damit auch sinkende Effizienz
  • Konsequentes Arbeiten mit OKR braucht Disziplin – Wer nicht dran bleibt, wird mit dem System nicht unbedingt glücklich werden. Wobei auch hier wieder gesagt sei: Wer den Grundgedanken verinnerlicht, kann auch eine entspanntere Form der Systematik etablieren.
  • Irgendwer muss sich verantwortlich fühlen. Das A und O für den Erfolg ist also auch hier eine gute Führungsriege.

Fazit

Das Arbeiten in der OKR-Systematik ist durchaus sehr empfehlenswert. Mindestens der Grundsatz der abteilungsübergreifenden Zusammenarbeit an übergeordneten Unternehmenszielen sollte in jeder Unternehmung in Fleisch und Blut übergehen. In welcher Form diese Zusammenarbeit dann am effizientesten funktioniert, hängt schlicht und einfach von den daran Beteiligten Personen ab.
Ob OKR nun der richtige Weg für Dein Unternehmen ist, findet ihr am besten heraus, indem ihr es einmal fiktiv oder real durchspielt.

Wie überall im Leben sind es letzten Endes die Menschen, die das System zum Leben erwecken. Wichtig ist, dass wir ein gemeinsames Ziel vor Augen haben, damit jeder seinen Teil dazu beitragen kann, dass wir es erreichen. Eine starke, präsente UnternehmensVision ist also nicht gerade unwesentlich für den Erfolg.